Vorteile der Meditation - von Hannah Madeleine Scherer
Geschrieben von Hannah Madeleine Scherer, Ärztin für Integrative Medizin und Yoga-/Meditationslehrerin.
Meditation ist eine uralte Technik, die in den unterschiedlichsten Formen von verschiedensten Traditionen praktiziert wird.
Ursprünglich war das Ziel dabei, eine tiefgehende spirituelle Erfahrung zu machen und dadurch ein besseres Verständnis der mystischen Kräfte, die scheinbar dieser menschlichen Erfahrung unterliegen, zu erlangen.
Um als meditativer Zustand zu qualifizieren, sollte die Aufmerksamkeit auf EIN Objekt gerichtet sein. Oftmals wird hier der zum Beispiel der Atem oder ein Mantra als Objekt genutzt,wobei das Objekt je nach Art der Meditation variieren kann.
Studien und Erfahrungen zeigen, dass eine regelmäßige Meditationspraxis generell zu mehr Ausgeglichenheit und Zufriedenheit führen kann. Aus körperlicher, emotionaler, mentaler und auch spiritueller Sicht gibt es zahlreiche positive Effekte, die eine regelmäßige Meditationspraxis nach sich ziehen kann.
Obwohl einige der genannten Vorteile noch nicht als ganz wissenschaftlich bewiesen und evidenz-basiert gelten, suggerieren zahlreiche Forscher in diesem Gebiet, dass Meditation dazu verhelfen kann, insbesondere chronische medizinisch relevante Erkrankungen heilend zu unterstützen.
Hierzu zählen einige der häufigsten chronischen Erkrankungen wie erhöhter Blutdruck, Krebs, Schlafstörungen und chronische Schmerzen. Auch Angststörungen, Depressionen und insbesondere Stress können vermindert werden, was sich durch den Effekt der Meditationspraxis auf das autonome Nervensystem erklären lässt.
Das autonome Nervensystem besteht im Prinzip aus zwei Anteilen: dem sympathischen Nervensystem und dem parasympathischen Nervensystem. Das sympathische Nervensystem ist dafür zuständig bei Stress den Körper auf eine “fight and flight” Reaktion vorzubereiten.
Ein Beispiel hier wäre der Säbelzahntiger als der Stressfaktor und die Freisetzung der Hormone Adrenalin und Noradrenalin die Reaktion im Körper, damit der Betroffene entweder kämpfen oder flüchten kann.
Das parasympathische Nervensystem ist dafür zuständig während unbedrohlicher Situationen Hormone freizusetzen, um die sogenannte “rest and digest” Reaktion auszulösen, also Ruhen und Verdauen.
Im Idealfall sind diese zwei Anteile mehr oder weniger ausgeglichen aktiv. Bei den meisten Menschen ist dies jedoch nicht der Fall. Meditation verhilft dazu dieses Gleichgewicht wiederherzustellen.
Beim Meditieren werden im Gehirn bestimmte Bereiche vermehrt stimuliert.
Das Gehirn ist ein sehr plastisches Organ. Das heißt, es besitzt die bemerkenswerte Fähigkeit seine Struktur zu verändern und sogar bis ins hohe Alter.
Es reagiert auf die Aktivitäten, die wir ausüben.
Je öfter wir etwas üben, desto mehr entwickelt sich das zu dieser Aktivität korrespondierende Hirnareal.
Diese Entwicklung kann anhand der Anzahl der neuronalen Verbindungen, die im Gehirn neu gebildet werden, quantifiziert werden.
Neuronen sind die Zellen des Gehirns, die dafür verantwortlich sind Informationen zu verbieten.
Sie kommunizieren untereinander durch Freisetzung von sogenannten Neurotransmittern. Wenn wir also etwas Neues lernen, dann werden neue Kommunikationsbahnen zwischen einzelnen Neuronen gebildet.
Zu Beginn können diese Bahnen als eine Art “Trampelpfad” betrachtet werden. Je öfter wir allerdings etwas üben, desto mehr wird diese Bahn befahren. Somit verwandelt sich der “Trampelpfad” irgendwann in eine “Autobahn”.
Die neuronalen Verbindungen werden also durch Wiederholung und über einen bestimmten Zeitraum stärker und somit der entsprechende Bereich des Gehirns vernetzter. Die Folge ist ein besser funktionierendes Gehirn. Das gleiche passiert, wenn man regelmäßig meditiert.
Obwohl auch hier die Forschung sich noch in einem relativ frühen Stadium befindet, konnte man inzwischen nachweisen, dass regelmäßige Meditationspraxis zu einer Dichtezunahme der grauen Zellen in bestimmten Bereichen des Gehirns führt.
Hierzu zählen insbesondere der Frontalbereich, welcher für Selbstbewusstsein und Konzentrationsfähigkeit zuständig ist, und der Hippocampus, welcher für Erinnerung-, Lern- und Verarbeitungsfähigkeit zuständig ist. Folglich hat Meditation auch einen Effekt auf die Emotionen.
Es werden nicht nur negative Emotionen reduziert, sondern Kreativität, Toleranz und Geduld werden erhöht. Meditation kann also dazu verhelfen die Perspektive und Sicht auf die Umwelt und auch dem Selbst zu verändern.
Schon bei 20 Minuten Meditation pro Tag über einen Zeitraum von wenigen Monaten können bereits strukturelle Veränderungen im Gehirn nachgewiesen werden.
Meditation kann Therapien der traditionellen Schulmedizin nicht ersetzen. Sie sollte in der Regel als ergänzende Technik betrachtet werden.
Bei ernsthaften Erkrankungen sollte außerdem mit dem behandelnden Arzte besprochen werden, ob eine Meditationspraxis im Einzelfall empfehlenswert ist oder nicht.
Im Großen und Ganzen jedoch, ist die Meditationspraxis, unter richtiger Anleitung, eine sichere Methode, welche die Kultivierung von Gesundheit und Wohlbefinden unterstützt.
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